Das Logo des Sickingen-Gymnasiums. Dunkelblaues Quadrat mit weißem Schriftzug des Schulnamens in der linken oberen Ecke. Silhouette der Burg Nanstein im Anschnitt unten rechts.

Exkursion zur Wiege der Demokratie – das Hambacher Schloss

Jahrgangsstufe 12 in Neustadt an der Weinstraße - Text und Bilder: Valentino Bizuga — 11.03.2022

Die Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Sickingen-Gymnasiums Landstuhl konnten am 05.11. auf einer Exkursion nach Neustadt an der Weinstraße die Anfänge der Demokratie in Deutschland hautnah miterleben. Nach der Busanreise fanden Führungen um das und im Hambacher Schloss in drei Gruppen statt, in denen nicht nur der Ort an sich erkundet werden konnte, sondern ein breiter historischer Einblick in die Geschehnisse rund um das Hambacher Fest eröffnet wurde. Nach der Führung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in der Ausstellung im Inneren des Schlosses mehr über die Geschichte der Demokratie in Deutschland in Erfahrung zu bringen. Neben historischen Gegenständen, wie einer jahrhundertealten deutschen Flagge oder zeitgenössischer Kleidung, waren viele interaktive Exponate ausgestellt, darunter eine Station zum selbstständigen Anfertigen sogenannter Kokarden, also kreisförmige Aufnäher, die die politische Überzeugung des Trägers signalisieren.
Nach der französischen Revolution, die mit der Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ bereits Ideen heutiger Menschenrechte verbreitete, brachte Napoleon durch seine Eroberungen mit dem sogenannten „Code Napoleon“, ein zivilrechtliches Gesetzesbuch, das auch in der Ausstellung im Hambacher Schloss zu finden ist, Freiheitsrechte in deutsche Gebiete. In der Folgezeit des Wiener Kongresses, der die Neuordnung Deutschlands nach dem Sieg über Napoleon regeln sollte, wurde die Politik maßgeblich durch die Restauration beeinflusst, die die Wiederherstellung alter Herrschaftssysteme zum Ziel hatte. Als Reaktion auf die damit verbundene Abschaffung der Freiheitsrechte, gründeten sich studentische Verbindungen, die ihre Forderungen beispielsweise auf politischen Festen formulierten. So waren es auch die Journalisten und Juristen Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth, die das Hambacher Fest 1832 in Neustadt organisierten, zu dem 20.000-30.000 Besucher kamen, um sich insgesamt 30 politische Reden anzuhören, in denen vor allem Freiheitsrechte, wie die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit, gefordert wurden. Während der Führung wurde nicht nur die Bedeutung des Hambacher Festes für die Freiheit und Demokratie, sowie die Gründung eines geeinten deutschen Staates herausgestellt, sondern auch der europäische Charakter betont. Freiheitsbewegungen in ganz Europa wurden durch die französische Julirevolution 1830 angestoßen, politische Flüchtlinge aus Polen, die sich gegen die russische Fremdherrschaft auflehnten, fanden in der Pfalz Zuflucht. Das Hambacher Schloss erweist sich also nicht nur als Wiege der Demokratie in Deutschland, sondern zeigt die Bedeutsamkeit europäischer Zusammenarbeit.
Der Ausflug bot nicht nur lebendiges Anschauungsmaterial ergänzend zum herkömmlichen Geschichts-Unterricht in der Schule, sondern ermöglichte den Schülerinnen und Schülern gemeinsames Erleben und gegenseitigen Austausch. Vor allem mit Blick auf die bisher durch Corona versäumten Veranstaltungen war es für alle Beteiligten eine Freude, wieder aus dem Schulalltag auszubrechen.